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Zweifel verstehen und beseitigen zu können, kann für Sie ein großer Gewinn sein. Häufig werden Zweifel per se als etwas Ungutes angesehen. Aber das müssen sie gar nicht sein. Ganz im Gegenteil, sie können sich sogar als Unterstützung erweisen. Das sind sie tatsächlich auch, sobald Sie den Zweifel verstehen und beseitigen. Zweifel können uns wichtige Hinweise geben und uns so helfen, Fehler rechtzeitig zu vermeiden!

Diese Hinweise möglichst zeitnah wahrnehmen zu können, gibt Ihnen sogar die Chance, Ihr Vorhaben zu überprüfen und schnell noch etwas zu ändern, ohne dass Ihre Zweifel oder die übersehene Schwachstelle überhaupt von außen bemerkt wurden. Was ja sehr angenehm ist.

Was für einen Sinn haben denn Zweifel? Und welcher Zweifel ist wichtig, welcher weniger nützlich, welcher schädlich? Wozu brauchen wir sie?

Zweifel können uns warnen

„Zweifel-los“ eine ihrer wichtigsten Funktionen.

Stellen Sie sich einmal vor, Sie machen eine Wanderung durch eine Moorlandschaft. Sie wissen, dass Sie von den Wegen nicht abweichen dürfen. Plötzlich fehlt die Markierung auf einem kurzen Stück. Ausgerechnet an einer Weggabel. Sie können linksherum gehen oder aber auch rechts.

Sie werden unsicher. Was sie abstoppen lässt. Angesichts des Moores um Sie herum sicher sehr klug. Sie müssen aber irgendwie vorwärts und wollen nun den linken Weg versuchen. Nach einem kurzen Abtasten des Bodens erscheint er Ihnen dort aber plötzlich sehr weich.

Sie zweifeln: Einfach so auf gut Glück weitergehen? Oder nicht doch lieber rechtsherum? Was sich in diesem Fall als richtig erweist, der Boden ist hier fester. Und nach der Kurve sehen Sie die Markierung auch wieder.

Ihr Zweifel hat Sie rechtzeitig abgestoppt. Weil Sie den Zweifel verstanden und ihn für Ihre Verhaltensänderung genutzt haben. So haben Sie diesen Zweifel beseitigt, weil er schlicht gegenstandslos geworden ist.

Dabei stimmt natürlich auch:

Zweifel ist nicht gleich Zweifel

Natürlich gibt es auch Zweifel, die laufen in so einer Art „Endlosschleife“ immer im Kreis herum. Seltsam nutzlos, aber durchaus schädigend. Das kennen Sie sicher auch. Das muss nicht so sein.

Zweifel nerven oft, weil sie etwas aufzeigen, was Sie intern fühlen: Irgendetwas stimmt hier nicht. Das ist ihre Aufgabe.

Sie stehen nun dadurch vor der Aufgabe, dieses „irgendetwas“ herauszufinden. Vielleicht eine zweite Meinung einzuholen, den eigenen Standpunkt zu überprüfen oder vielleicht das eigene Verhalten unter die Lupe zu nehmen und vieles mehr.

Die meisten Menschen mögen keine Unsicherheit. Und dazu zählen auch die Zweifel. Viele wollen keine Zweifel haben. Alles soll so sein „wie immer“. Was nicht wie immer ist, wird nicht ins eigene Bewusstsein gelassen. „Sehe ich nicht so“. Und was derjenige nicht sieht, dem kann er sich natürlich auch nicht stellen.

Wir haben uns an unsere so oft erwähnte Komfortzone gewöhnt. Jeder hat seine eigene. Nur – gibt es wirklich Komfort ohne Zweifel?

Im Zweifelsfall Fragen stellen

Wie können wir uns sicher sein, wenn wir es nicht aushalten, manches auch in Zweifel zu ziehen?

Wir können wir uns weiterentwickeln, wenn wir es uns nicht erlauben, einen Zustand in Zweifel zu ziehen, weil wir merken, dass er nicht mehr richtig passt?

Mein Spruch dazu:

Wenn wir den Zweifeln nicht Raum geben, werden sie uns auch keinen Raum lassen.

Sicher, das Gehirn möchte sich wohlfühlen, mag keine Probleme in seinem Bereich. Es versucht, jede Form eines „unangenehmen“ Ungleichgewichts möglichst schnell wieder „ins Lot zu bringen“. Bei vielen Prozessen im Körper wirkt dieser ständige Ausgleich durchaus sehr lebenserhaltend.

Sind die Zweifel in der Komfortzone dann weg? Wohl kaum, denn Zweifel gehören zum Leben dazu. Es gibt sie, ob wir wollen oder nicht. Sie werden nur nicht mehr gesehen, nicht mehr verstanden und können daher auch nicht beseitigt werden. Und drehen sich dann so lange im Hamsterrad, bis sie beachtet werden.

Kommt es womöglich nur darauf an, wie wir mit dem Zweifel umgehen? Als was wir ihn sehen? Um überhaupt den Zweifel verstehen und beseitigen zu können?

Dafür spricht sehr viel.

Der nützliche Zweifel

Klar begrenzter Zweifel und gesunde Skepsis ermöglichen Ihnen, etwas Gesagtes genauer anzusehen und nachzufragen. Nicht alles zu glauben, sich selbst zu hinterfragen, nichts „einfach so“ kritiklos zu übernehmen. Und vor allem: die eigene Wahrnehmung zu nutzen, ohne sie zu begrenzen.

Der Zweifel kann Ihnen also auch einen Freiraum schaffen. Vielleicht fällt Ihnen durch den Zweifel auch erst auf, dass Ihre Sichtweise etwas eng gefasst ist?

Wenn Sie zweifeln, dann empfiehlt es sich den Zweifel genau einzugrenzen. Was löst diesen aktuellen Zweifel denn aus?

So können Sie jene „allgemeinen“ Zweifel aussortieren, vielleicht einige Ihrer Selbstzweifel, die gern bei jedem Problem, jeder Fragestellung mit hochschwappen wollen. Ohne etwas mit dem aktuellen Zweifel zu tun zu haben. Und ohne jeden Nutzen.

Der nützliche Zweifel muss wirklich einen Nutzen für Sie aufweisen.

Er warnt Sie vor Risiken, er „sträubt Ihnen die Federn“, wenn jemand Sie zu etwas manipulieren will, was Sie gar nicht wollen. Er zeigt Ihnen Unstimmigkeiten am Verhalten Ihrer Gegenüber auf.

So können Sie die Herausforderung annehmen und gelassen und ohne Abwehr damit umgehen lernen. Wenn es dabei anfangs hapert, holen Sie sich durchaus Unterstützung bei den ersten Schritten.

Der Zweifel und sein Gegenspieler

Bekanntlich gibt es nichts ohne Gegengewicht auf einer Waage. So sind Sie nicht allein dem Zweifel überlassen. Und die Dosis macht das Gift.

Wenn Ihr Zweifel es übertreibt und Ihnen Schwächen und Fehler, Irrwege und Verluste nur so um die Ohren haut, wird es oft geradezu spannend, wenn Sie auf Gegengewicht umschalten.

Führen Sie sich bewusst vor Augen, was Sie schon geschafft haben. Wo Sie erfolgreich waren, auch wenn das anfangs gar nicht so schien.

Vielleicht sogar trotz des bohrenden Zweifels? Ist also umso wertvoller?

Ihr Gegengewicht kann auch die Frage sein:

„Hallo Zweifel, wieso sollte ich dies nicht schaffen können? Jenes Problem nicht lösen? Wie kommst Du darauf? Wo hast Du das denn her? Bloß, weil Du mir das einimpfen willst? Ich habe doch schon so viel gelöst!“

„Und überhaupt: Deine Aufgabe ist es, mich zu warnen und zu unterstützen. Nicht mich fertigzumachen!“ Äußern Sie das ruhig mal laut!

Ich habe oft erlebt, dass der Zweifel dann „die Klappe“ hielt.

Und Sie haben Luft zum Durchatmen.

Zweifeln und Machen im Gleichgewicht

Und plötzlich läuft es! Der Zweifel hat seine Berechtigung, Sie auch. Er warnt Sie, Sie halten ihn im Zaum.

Sie verstehen, was er Ihnen sagen will, und beseitigen diesen einen Zweifel. Sie wollen ja nicht die Zweifelfunktion als solche löschen! Mal ganz abgesehen davon, dass Sie das gar nicht können.

Sonst gehen Ihnen ohne seine Hinweise womöglich umsetzbare Ideen aus. Denn für die Überprüfung der Umsetzbarkeit können Sie Ihren Zweifel sogar sehr gut gebrauchen.

Jede Umsetzung, besonders die von langfristigen Zielen und Projekten, braucht auch immer mal wieder den Zweifel, ob die Umsetzung wirklich noch in der richtigen Spur läuft. Machen. Prüfend zweifeln. Wieder gestärkt weiter machen.

Ihr privates Dreamteam

Dabei entstehen immer wieder völlig neue Ideen, wo die Umsetzung zuletzt etwas stotterte. Und ganz andere, oft sogar scheinbar ganz verrückte Überlegungen, aus denen sich weitere überraschende Optionen für die erfolgreiche Umsetzung ergeben.

Ihr Zweifel liefert Ihnen, wenn Sie ihn richtig verstehen, viele erforderliche Hinweise. Sie können sie nutzen. Werden Sie zu einem Dreamteam. Auch ein solches Team muss sich gegenseitig verstehen.

So kann der verstandene Zweifel für Sie ganz zweifellos zu einem ganz wichtigen Antrieb für Ihren dauerhaften Erfolg werden.