Wir stehen alle in völlig unterschiedlicher Weise immer wieder vor der Frage: Wie löse ich dieses oder jenes Problem? Auf den Punkt gebracht, heißt das: Problem sehen – Lösungen finden. Sie können gelassen bleiben und viel Zeit für die Suche ganz verschiedener Lösungen gewinnen. Besonders, wenn das Problem sehen kürzer ist als das Lösungen suchen. Das klingt nicht nur einfach, sondern kann es tatsächlich sein – oder zunehmend werden. Das Problem sehen – Lösungen finden zeigt dabei die Gewichtung, die Ausrichtung, die ich empfehle: Die Fokussierung auf die Lösung.
Schließlich macht es weder Sinn noch wirklich Spaß in epischer Breite über ein Problem zu diskutieren, das doch nur als Ausgangssituation dient und bekannt sein sollte.
Manchmal höre ich dann: „Ja, aber…“. Das ist übrigens eine Äußerung, die Ihnen einen Hinweis auf eine kleine interne Blockade und somit eine Chance für deren Korrektur geben kann. „Ja“ und „aber“ passen einfach nicht zusammen. „Ja“ ist Zustimmung. „Aber“ ist Widerspruch. Das nur mal nebenbei.
Also: „Ja, aber das Problem kennen wir, die Lösung ist ja noch so unsicher.“
Problem bekannt, Lösung unsicher? Logisch.
Eben.
Und was Sie alle kennen, lohnt keine weitere Debatte mehr. Noch dazu schaffen Sie diesen Lösungsvorgang täglich ohne „Problemstarre“, wie das gern nenne.
Wann das sein soll? Sie stehen ständig vor etwas Neuem, egal, ob Sie digital unterwegs sind oder im täglichen Leben.
Der Käse, denn Sie einkaufen wollen, weil Sie ihn so sehr mögen, ist „nicht da“. Das Regal ist leer. Sie knurren kurz und überlegen dann sofort, was Sie dann statt dessen kaufen könnten.
Hier ist das Problem sehen – Lösungen finden keine Aufgabe, vor der Sie zurückscheuen. Warum auch? Schließlich wollen Sie diesen Käse. Oder wenigstens einen, der Ihnen auch so gut schmecken könnte. Wichtig ist hierbei ein kleines Wort: Sie wollen einen solchen Käse. Den mit dem Genussfaktor. Der in Ihnen wieder den Botenstoff auslöst: Mehr davon bitte!
Die Lösung startet „wie von allein“
Ihr Gehirn schaltet Ihren Scanner an, Ihre Augen wandern gezielt mit der vom Gehirn angesagten Suchfunktion über die Regale der Kühltheke: Welche Lösung entspricht am ehesten Ihrer Vorstellung? Sie schauen sich verschiedene Lösungen an. Entweder passt eine oder Sie lassen es eben. Suchen woanders.
Auch wichtig hierbei: Sie wissen die Alternative nicht. Die Lösung ist also unbekannt. Also unsicher. Da Sie den Ersatz-Käse ja nicht kennen. Viele der Angaben zeigen Ihnen jedoch, mit welcher Option Sie am dichtesten an Ihrer Lieblingslösung dran sind.
Vielleicht denken Sie: „Ja klar, bei so was ist es doch einfach, eine Lösung zu finden!“ Verständlich, denn natürlich gibt es weit komplexere Probleme.
Das Gehirn hat jedoch weit mehr Optionen und Netzwerke zur Verfügung, um an Lösungen heranzukommen, als wir gemeinhin so glauben. Es kennt den Prozess: Problem sehen – Lösungen finden aus seiner tagtäglichen und millionenfachen Praxis. Und holt plötzlich Lösungen hervor, die andernorts schon mal geholfen haben. Die Sie selbst vielleicht gar nicht „auf dem Schirm“ hatten.
Statisch oder dynamisch?
Warum diesen Ihnen so vertrauten Vorgang nicht auch bei anderen Fragestellungen anwenden? Sie sehen, ich ersetze einmal das Wort „Problem“ durch Fragestellung.
Ein Problem wird konstatiert. Damit ist es statisch.
Eine Fragestellung setzt das Gehirn in Bewegung. Es schaltet daraufhin den Suchscanner an und stellt ihn sehr breit ein, um nichts zu übersehen. Die Erfolgsorgane liefern dann via Feedback neue Erkenntnisse, die den Suchraum zunehmend eingrenzen. Bis der Strahler des Scanners die Lösung gezielt erfasst. So arbeitet unser Gehirn übrigens schon seit Urzeiten. Nur so haben wir so überlebt. Nicht nur den Säbelzahntiger.
Und deshalb steht Unsicherheit mit der Dynamik, die sie auslösen kann, häufig für das Ende eines Problems und den Beginn einer Lösung.
Ohne Unsicherheit keine Suchfunktion. So funktioniert es dann eben auch: Problem sehen – Lösungen finden.
Denn: Wer suchet, der findet. Im Umkehrschluss: Wer nicht sucht, der findet auch nicht.
Jetzt wird’s spannend
Nehmen wir einmal an, Sie erfahren immer öfter, dass Sie in kleinen Dingen durchaus leicht, unproblematisch und daher schnell zu Lösungen kommen können.
Sie erinnern sich an den Belohnungsfaktor? Wenn Ihr Gehirn Ihre positive Wahrnehmung, Ihre überzeugte Selbstwertschätzung aufnimmt: „Wow, das habe ich echt gut hinbekommen!“ und diese entsprechend vernetzt wird, dann ist dieser Vorgang quasi mit einem Sternchen* versehen: „Wiederholung erwünscht!“.
Ihr Gehirn – so wie jedes andere Gehirn auch – mag Positives. Es ist gern glücklich. Und es mag keine Probleme, weil es dann nur wieder mit voller Power arbeiten muss: Problem sehen – Lösungen finden gehört schließlich zu seinem Aufgabengebiet.
Wer arbeitet schon lieber im dicken Stress, wenn er entspannt glücklich sein könnte und alles gut liefe?
Manche Menschen handeln jedoch, dass mir oft der Spruch einfällt:
„Warum einfach, wenn’s auch schwierig geht.“
Es sind nicht eben wenige Menschen, die sich das Leben auf diese Weise schwer machen, ohne dass es so sein müsste.
Wir kennen alle jene Probleme, die uns vor Tatsachen stellen, die wir als solche respektieren müssen, um dann auch dafür Lösungen finden zu können. Denn die Wirklichkeit gehört zwingend dazu, wenn das Problem sehen – Lösungen finden zum Erfolg führen soll.
Es gilt, auch ein etwas schwierigeres, weil mit mehr Facetten ausgestattetes Problem zu sehen, also wahrzunehmen und es ruhig, sachlich, realistisch und mit den entsprechend überprüfbaren Fakten zu kennzeichnen.
Dieses Präzisieren ermöglicht es uns meist erst, auch für ein solches Problem gezielt und zügig Lösungen zu finden.
Einheitsware gibt es dabei so wenig, wie die berühmten 4 Tricks, 7 Wege, 8 Optionen oder sonstige unhaltbare Versprechen. Niemand weiß oder kann auch nur vermuten – außer Ihrem Gehirn vielleicht, aber das wird höchstens Ihnen selbst Hinweise geben – welche Anzahl von Wegen und Zwischenstationen Sie für eine bestimmte Lösung benötigen!
Unter anderem aus diesem Grund spreche ich stets von „unterstützen“ und „in Ihrem Sinne begleiten“, gebe jedoch keine Lösungen vor. Das entscheidet nur eine Person: Sie selbst!
Sind Lösungen etwa unbeliebt?
Ich gebe zu, das ist eine etwas provokative Frage, geht es doch um das Problem sehen – Lösungen finden. Dennoch kann ich ab und an nur über die Zähigkeit staunen, mit der „am Problem geklebt“ wird.
Daher habe ich bereits öfter die ruhige Frage gestellt: „Möchten Sie das Problem überhaupt lösen?“
Auf die leicht empörte, gelegentlich vehemente Versicherung: „Natürlich, klar!“ folgt dann jedoch öfter, besonders bei denen, die mich schon kennen, eine nachdenkliche, deutlich ruhigere Gegenfrage: „Warum fragen Sie‘n das?“
„Ich denke, dass Sie eine Lösung suchen, um sie zu finden.“
Eifriges Nicken.
„Ich denke weiter, dass es für Sie einen Sinn machen muss, eine Lösung zu finden, weil Sie damit etwas lösen, also tun möchten. Sonst bräuchten Sie sie weder zu suchen noch zu finden.“
Verblüfftes Schweigen, ich nehme wahr, wie das Nach-denken beginnt.
„Ich denke abschließend, dass es keinen Sinn macht, eine Lösung für etwas zu haben, das Sie dann nicht in Ihren Erfolg umsetzen.“
Schweigen. Betroffenes Schweigen. Dieses Selbsterkennen unterbreche ich nicht. Das ist Ihre Zeit und Ihr Recht auf Ihre Entscheidung, so erst ist es dann auch Ihre eigene Umsetzung in Ihren eigenen Erfolg. Ich bin nur in der Nähe.
Dieses Staunen ist oft Ihr Beginn
Es ist so, wie wir als kleine Kinder staunen, wenn wir etwas Neues sehen. Alles ist spannend, aufregend, will entdeckt werden. Alles muss angefasst werden, um erfasst zu werden.
So sehr ändern wir uns gar nicht. Wir wollen auch heute noch begreifen und erfassen, wollen dazugehören und uns entfalten können.
Mit den Jahren, in denen wir verlernten, zu lernen, wie Kinder lernen, begreifen und erfahren, haben wir uns statt dessen vieles „angeeignet (oder aneignen müssen), was nicht zu unserem menschlichen Wesen gehört.
Be-Urteilungen anderer, die wir ‚machtvoll‘ übergestülpt bekamen: „Dieses darfst Du, jenes nicht. Dies ist schwach, jenes ist mutig, das ist cool.“ Und nur diese Urteile sollten gelten, unsere eigenen Werte galten plötzlich nichts mehr…
Staunen ist eine sehr offene Art der Wahrnehmung. Eine, die von ganz innen kommt, neugierig aufs Leben. Die ein Problem zwar sehen kann, aber sofort auch darum herumläuft und nach der Lösung sucht. Das ist in uns vorhanden.
Das andere ist nur anerzogen und lässt sich von uns ändern. Probleme werden wieder kleiner, machbarer. Und Lösungen faszinierender.
Lösung erkannt, Problem gebannt
In leichter Abwandlung des alten Spruches: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Problem sehen – Lösungen finden – und ganz wesentlich: in Handlung umsetzen!
Nehmen wir einmal an, wir lernen wieder, uns selbst Lösungen als etwas ganz „Normales“ zuzutrauen.
Weil wir uns endlich wieder erlauben, Probleme erst einmal neugierig und ohne Wertung anzusehen und so kleine Lücken und Webfehler darin aufzudecken, die uns weiterhelfen.
Dann wird auch dieser heutzutage oft als größte Schwierigkeit beschriebene letzte Schritt nur noch eine zwangsläufige Folge sein, die wir „mit links“ bewältigen können: Die Umsetzung in die lösende Handlung.
Ich habe bereits so oft miterlebt, wie strahlend eine Freude über etwas sein kann, was schon längst vergangen und verloren gewähnt wurde. Und doch noch vorhanden ist.
Sie lösen so viel, jeden Tag, jede Stunde. Sind Ihnen Ihre inneren Lösungen so bewusst, dass Sie Ihr Selbstvertrauen unterstützen? Wenn ja? Perfekt! Ich gratuliere Ihnen von Herzen.
Wenn nein, dann können Sie die Lösung in sich suchen und finden. Sie ist bestimmt da, u.a. sobald Sie Ihre Probleme auch machbar begrenzen und nacheinander lösen.
Kein Mensch muss dabei allein vorgehen, Unterstützung zu suchen ist keine Schwäche, sondern eine große Stärke!