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Der Konjunktiv und das Hintertürchen – als eine der gefährlichsten Fallen in unserer Sprache gern und sehr häufig zum Schaden anderer genutzt. Scheinbar harmlos wird die wahre Absicht „hinterm Rücken verborgen“. Der Konjunktiv und das Hintertürchen. So können Sie die gefährliche Wenn-dann-Falle leichter erkennen und unschädlich machen. Das ist ein guter Weg, um die verborgene Falle nicht nur mit einem sanften Lächeln schnell zu entdecken, sondern sie auch noch elegant und gelassen zu umgehen.

Der Konjunktiv ist die Möglichkeitsform. Möglichkeiten abwägen zu können, gehört zu unseren wichtigsten Optionen, um neue Lösungen überdenken zu können: „Wenn ich so vorgehe, dann kann ich das und das daraus machen.“

Ja richtig – auch das ist ein Wenn-dann! Mit einem kleinen Unterschied mit großer Wirkung: Es befindet sich beides in Ihrem Denk- und Handlungsbereich: Wenn Sie, dann Sie.

Denken und handeln in einer Person

Sie haben also eine Möglichkeit für sich selbst gefunden. Und spielen sie im Geiste durch. Ohne eingebaute Schuldverteilung: „Naja, aber wenn der…!“ oder „Geht ja nicht, weil die…“.

Hintertürchen geschlossen, alles fair und korrekt.

Sie übernehmen dadurch selbst Ihre Verantwortung für Ihre Möglichkeit, verschieben sie nicht klammheimlich auf die anderen. Ihre „2. Hand“, also das trügerische „wenn der andere“ – um bei dem Bild zu bleiben – liegt nicht auf dem Rücken!

Das gelingt Ihnen, sobald Sie diese „täuschende Nutzung“ des Konjunktiv schnell aufdecken und die beiden voneinander isolieren können.

Denn der Konjunktiv und das Hintertürchen gehören nicht zwangsläufig zusammen.

Der Konjunktiv zeigt eine mögliche Chance auf.

Das Hintertürchen ist ein Versuch, diese Chance zum eigenen Vorteil zu verändern.

Das wird besonders deutlich, wenn Sie genau hinhören. Was wurde wirklich gesagt?

Sie hatten gesagt: „Ich sehe diesen Weg durchaus als Möglichkeit.“

Ihr Gegenüber macht daraus: „Diese Person mir gegenüber sieht diesen Weg durchaus als Möglichkeit, wenn ich mich daran beteilige!“

Nur, dass Sie diese Bedingung gar nicht an Ihre Möglichkeit angehängt hatten!

Quietschen die Hintertürchen?

Nein, natürlich geben sie kein solches Geräusch von sich. Leider – das wäre richtig schick und würde uns allen das Aufdecken dieser unguten „Nebenluft“ sicher sehr erleichtern.

Und doch geben sie fast unsichtbare Signale, anhand derer wir sie durchaus sogar schnell finden können.

Hören ist nur eine Option der Wahrnehmung. Wie tief die lebenswichtige Wahrnehmung in unserem Leben verankert ist, können Sie überall in der Sprache finden:

Wir riechen den Braten“ meint nicht etwa die Gans im Ofen.

Das stinkt sieben Meilen gegen den Wind“ oder „da ist doch etwas faul“ meint auch nicht das, was unser Geruchssystem tatsächlich meldet.

Das sind doch alles gute Hinweise. Der Konjunktiv und das Hintertürchen unterscheiden sich nämlich deutlich.

Der Konjunktiv für sich allein ist etwas, was wir klar ausdrücken können. Es ist möglich, dass dieser Weg eine Lösung ist, heißt dann so: Es könnte sein, dass dieser Weg eine Lösung ist. Daran ist nichts falsch. Stimmt. Es könnte so sein. Eine Möglichkeit von mehreren oder vielen.

Und sie quietschen doch!

Das Hintertürchen „quietscht“ im übertragenen Sinn, sobald jemand versucht, an dieser eindeutigen Aussage etwas zu manipulieren, sie möglichst unbemerkt zu verändern.

Das geschieht, sobald jemand versucht, sein eigenes „Wenn“ zu Lasten anderer in den Konjunktiv hinein zu mogeln, also die unnatürliche Verbindung als scheinbaren Fakt zu installieren. Und schon erscheint das eine ohne das andereja nicht möglich“.

So, als würden der Konjunktiv und das Hintertürchen ganz logisch „zwangs-läufig“ zusammengehören. Das Motto „Es kann ja nicht sein, was nicht sein darf!“ hat mehr als ein Geschmäckle… und schon sind wir wieder bei der Wahrnehmung.

Auffällig immer dabei: Der Trick nutzt vor allem und oft ausschließlich nur einem: Dem, der manipuliert hat. Das klingt dann beispielsweise so: „Ja, das könnte für uns(!) eine Möglichkeit sein, wenn Sie (!)…“

Wenn das Wörtchen „wenn“ nicht wär…

Fast unbemerkt ist auf diese unlautere Weise die durchaus mögliche Chance zu etwas reduziert worden, was ja nur möglich sein könnte, „wenn das Wörtchen „wenn“ nicht wär“.

Ein sehr altes Sprichwort – kennen Sie das auch? Unsere Vorfahren haben also auch diesen „fiesen Trick“ schon gekannt, wie es ein Coachee kürzlich so treffend ausdrückte.

In Zeiten und unter Menschen, bei denen ein Handschlag als verlässliche Vereinbarung ohne Wenn und Aber galt, konnte so ein Täuschungsversuch durchaus auch mal gründlich schiefgehen.

Also doch eben nur fast unbemerkt.

Manche unserer Wahrnehmungen werden schon vom Gehirn blitzschnell zugeordnet, was gerade bei der so wichtigen Frage: „Freund oder Feind?“ für die daraus folgende Handlung „Flucht oder Kampf“ entscheidend sein kann.

Spannend wird es, die eigenen Wahrnehmungen noch einmal aufzurufen, um sie vielleicht aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.

Dass der Konjunktiv und das Hintertürchen eben nicht zwangsweise zusammengehören ist nicht nur das Problem, sondern zugleich auch die Lösung. So können Sie fast mühelos diese unselige Verbindung aufdecken und hinterfragen.

Was ist – wenn das ‚wenn‘ nicht wäre?

Wir müssen nur das „Quietschen“ für uns selbst tatsächlich wahrnehmbar gestalten.

Klingt einfach. Ist es auch, wenn wir…! Oh, ist das nicht auch eine Bedingung? Sicher. Aber eine, der wir uns selbst zu unserem Nutzen stellen können. Oder sie nicht annehmen können. Wir haben also die freie Wahl.

Beim „fiesen Trick“ haben wir die eben nicht. „Gehört doch zusammen.“ Wie so oft, kann genau der Fehler auch zur Erkennungsmelodie für Sie werden.

Denn sobald Sie Ihre „inneren Spürhunde“, wie ich die Wahrnehmung auch gern nenne, auf diese Erkennungsmelodie ansetzen, verbinden Sie das Aufdecken des Tricks mit Gewinn neuer Chancen. Also mit einer Belohnung.

Ihr Gehirn gibt gern Belohnungsstoffe heraus, wenn es den Vorgang als angenehm empfindet. Unsere Aufgabe ist es, zu schauen, ob das, was dem Gehirn da gefällt, auch wirklich gut für uns ist.

Das muss unser Gehirn vielfach erst von uns lernen. Genauso, wie es den „fiesen Trick erst erkennen lernen muss.

Fällt nun das Wenn weg, sind es auch nicht mehr der Konjunktiv und das Hintertürchen. Sondern nur noch ein normaler Konjunktiv. Eine Chance. Eine von vielleicht mehreren.

Chancen statt Hintertürchen

Mögen Sie nicht auch lieber viele mögliche Chancen? Haben Sie nicht auch lieber eine Auswahl unter mehreren Optionen?

Um diese Chancen auch nutzen zu können, ist sehr wichtig, vor allem das eigene Hintertürchen zu schließen. Also sich nicht über den Versuch des Austricksens zu ärgern, sondern sich daran zu freuen, dass der Versuch eben nicht geklappt hat.

Denn Sie können nur Chancen nutzen, wenn Sie sie auch sehen.

Andernfalls hat die Hintertür gewonnen!

Mit dem Ärger über den Versuch würden (!) Sie die Schiene der Konfrontation betreten. Und der Konjunktiv und das Hintertürchen wären (!) sogar durch Sie selbst wieder verbunden worden. Das macht keinen Sinn, oder?

Konfrontation bringt nichts außer Verlust und Frust.

Chancen nutzen, statt innerlich blockiert auf die Hintertürchen zu starren wie der Affe auf die Schlange, ist zweifellos die klügere Variante.

Seien Sie es sich wert!

Kennen Sie die Werbung: Weil ich es mir wert bin?

Seien Sie sich das wert, was Sie für sich selbst zugewinnen können:

Mehr Chancen – noch dazu ohne Gesichtsverlust.

Mehr Lösungen –  die vielleicht passen können.

Mehr Respekt  – Ihrer Mitmenschen.

Was erscheint Ihnen besser?

Die Chancen und die Lösungen oder der Konjunktiv und das Hintertürchen?

Warum sollten Sie sich mit weniger begnügen, wenn Sie mehr sein können? Denn hier geht es – wie so oft bei mir – nicht so sehr um das Haben, sondern ganz besonders um das Sein.

Ihr Sein!

Was wir haben, können wir jederzeit verlieren. Durch viele Umstände.

Was wir sind, sind wir, was auch immer wir zu der Zeit gerade haben. 

Verlässlich und vielseitig oder risikobehafte Investition?

Sie entscheiden.